Kinder und Jugendliche

Migräne und Spannungskopfschmerzen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden von Kinder und Jugendlichen. Diese leiden nicht nur unter den starken Schmerzen, sondern auch unter den damit einhergehenden Einschränkungen. Denn Kopfschmerzen haben einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität sowie die soziale und körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen.

Zudem sind Kopfschmerzen oft mit hohen schulischen Fehlzeiten, schlechteren schulischen Leistungen und vermehrten Schulabbrüchen assoziiert. Sie stehen auch in Verbindung mit anderen gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen oder psychischen Erkrankungen, einschliesslich Angststörungen und Depressionen.

Migräne betreffen etwa 11% der 8-bis 18-Jährigen weltweit, wobei 8% an Migräne ohne Aura und 3% an Migräne mit Aura leiden. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu: Während rund 5% der Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren betroffen sind, sind es bei den Teenagern 15%. Bis zum 10. Lebensjahr sind Jungen und Mädchen etwa gleich stark betroffen, doch ab der Pubertät tritt Migräne bei Mädchen doppelt so häufig auf wie bei Jungen (Verhältnis etwa 2:1).

Bei etwa einem Drittel der Jugendlichen, die als Kinder von Migräne betroffen waren, kommt es zu einer Remission während der Teenagerjahre. D.h. zu einer vorübergehenden oder dauernden Abschwächung der Symptome. Je früher und intensiver die Migräne in der Kindheit auftritt, desto unwahrscheinlicher ist jedoch eine Remission im Jugendalter.

Daten zur chronischen Migräne (mehr als 15 Migränetage pro Monat) bei Kindern und Jugendlichen sind begrenzt, jedoch liegt die geschätzte Prävalenz bei etwa 1–2 %.

Spannungskopfschmerzen betreffen etwa 17% der 8- bis 18-Jährigen weltweit, wobei rund 1% an chronischen, täglichen Kopfschmerzen leidet. In Europa haben etwa die Hälfte aller Grundschulkinder gelegentlich Kopfschmerzen, und 6% von ihnen erleben diese einmal pro Woche oder häufiger.

Da Chronifizierung von Kopfschmerzen in Kindheit und Jugend beginnen kann, sind früh angewendete Strategien zur Prävention essenziell.

Am Anfang jeder Behandlung steht immer ein ausführliches Gespräch mit den Kindern/Jugendlichen und ihren Eltern, um die individuellen Beschwerden, Ängste und Sorgen sorgfältig zu erfassen sowie eine umfassende neurologische Untersuchung. Die anschliessend festgelegte Therapie basiert auf dem biopsychosozialen Modell und erfolgt in Absprache mit Eltern/Betreuungspersonen sowie ggf. erweitertem Betreuungspersonal (Schule) und umfasst folgende Massnahmen:

  1. Kopfschmerztagebuch führen: Kinder-Kopfschmerztagebuch oder Migräne-App
  2. Identifikation individueller körperlicher und psychischer Auslösefaktoren
  3. Basismassnahmen zur Kopfschmerzreduktion (Rückzugsmöglichkeiten, Stressreduktion, Reizabschirmung, ggf. Veränderung schulischer Belastungsfaktoren, regelmässiges Schlaf- und Essverhalten, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmässige körperliche Betätigung usw.)
  4. Psychologische Interventionen zur Stressmodifikation, Verbesserung der Körper- und Selbstwahrnehmung, Stärkung der Autonomie und Erarbeiten von Coping-Strategien
  5. Physiotherapie, Craniosacraltherapie, Progressive Muskelrelaxation, Biofeedback
  6. Prophylaktisch Nahrungsergänzungsmittel
  7. Optimierung der Akutmedikation