Weitere Kopfschmerzen

Es werden über 300 verschiedene Ursachen von Kopfschmerzen unterschieden. So können Kopfschmerzen beispielsweise als Folge eines Schädel-Hirn-Traumas auftreten oder auch durch einen Medikamentenübergebrauch, kurz MÜKS, versursacht werden.

Schädel-Hirn-Traumen nach Kopfanprall, Schlägen oder Sturz kommen sowohl im jugendlichen, als auch im hohen Lebensalter vor. Es kann an unterschiedlichen Orten im Hirn oder um das Hirn herum zu Einblutungen kommen, die den Druck im Schädelinneren erhöhen und im schlimmsten Fall zum Tode führen können. Deshalb ist selbst nach verhältnismässig leichten Schädel-Hirn-Taumata mit einem Bewusstseinsverlust von nur wenigen Minuten (Gehirnerschütterung) eine genaue klinische Untersuchung und ggf. Überwachung erforderlich.

Während bei den meisten Patienten nach Schädel-Hirn-Trauma oder auch Schädeloperationen die anfangs üblichen Kopfschmerzen in wenigen Wochen verschwinden, kann es vorkommen, dass Kopfschmerzen auch über sehr lange Zeiträume anhalten. Zu bedenken ist auch, dass in vielen Fällen bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma auch Schäden an der Halswirbelsäule (HWS) auftreten können, welche in der Akutsituation sogar zunächst unbemerkt bleiben können. Deshalb werden alle bewusstlosen Patienten mit Kopfverletzungen zunächst mit einer starren Halskraue zur Immobilisierung der HWS versorgt.

Bei Einnahme von einem oder mehreren Medikamenten zur Akutbehandlung von Kopfschmerzen an mehr als 10-15 Tagen pro Monat, über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten, besteht die Gefahr, dass die Schmerzmittel selber noch häufigere und stärkere Kopfschmerzen verursachen. Stellt sich eins solcher Dauerkopfschmerz respektive chronischer Kopfschmerz ein, spricht man von Medikamentenübergebrauchskopfschmerz, kurz MÜKS.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein MÜKS vorliegt, kann anhand eines Selbsttest ermittelt werden. Wenn zwei dieser drei Fragen mit «ja» beantwortet werden, ist die Diagnose «Medikamentenübergebrauch» gemäss Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) wahrscheinlich:

  1. Nehmen Sie an mehr als 10-15 Tagen pro Monat Medikamente ein, um akute Kopfschmerzen zu behandeln?
  2. Werden die Kopfschmerzen immer häufiger und seien stärker?
  3. Treten die Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat auf?

Der Selbsttest dient als Orientierungshilfe, ob ein MÜKS vorliegt. Er ersetzt jedoch nicht die ärztliche Diagnose. Wird der MÜKS durch eine/n Neurologen/-in bestätigt, sind die wichtigste Massnahmen der komplette Entzug der Akutmedikamente und der Beginn mit einer Prophylaxe (eine Therapie zur Vorbeugung der Kopfschmerzen).

Dieser Entzug kann je nach Situation der betroffenen Person ambulant oder stationär durchgeführt werden. Im Anschluss an den Entzug ist die Weiterbetreuung durch einen Kopfschmerzspezialisten sehr wichtig. Da dies den Therapieerfolgt nachhaltig verbessert.

Nackenschmerzen kommen ebenso wie Kreuzschmerzen bei fast jedem Menschen in unterschiedlichem Ausmass vor, da im Bereich der Vorkrümmungen der Hals- und Lendenwirbelsäule (Lordosen) sozusagen eingebaute Schwachstellen bei der mechanischen Belastung der Wirbelsäule im aufrechten Gehen und Stehen des Menschen existieren und sich hier auch Abnutzungserscheinungen sehr früh manifestieren. Nicht selten treten hier auch Bandscheibenschädigungen oder Abnutzungen der kleinen Wirbelgelenke auf, die wiederum zu Veränderungen der Weichteile und Muskulatur in den betroffenen Zonen führen. Kopfschmerzen auch an anderen Stellen rings um den Schädel sind oft damit vergesellschaftet. Meist bessern sich akute Beschwerden in kurzer Zeit von selbst.

Warnzeichen sind sehr plötzlich aufgetretene schwerste Nackenschmerzen, die Ausdruck einer akuten Hirnblutung (Subarachnoidalblutung) sein können oder Nackenschmerzen bzw. Nackensteife mit Fieber und starken Krankheitsgefühl bzw. Verschlechterung des Allgemeinzustandes, die Symptome einer Hirnhautentzündung sein können.

Weitere Warnzeichen sind Schmerzen mit streifenförmiger Ausstrahlung in den Arm, insbesondere wenn sie von Sensibilitätsstörungen oder gar Lähmungen am Arm begleitet sind. Auch Nackenschmerzen mit einer Gang- oder Blasenstörung sind akute Warnzeichen. In diesem Fall ist ebenso wie bei chronischen Beschwerden über mehrere Wochen eine weitergehende ärztliche Untersuchung erforderlich.

Verglichen mit der Zahl der von Schmerzen betroffenen Patienten müssen sehr selten Operationen an der Halswirbelsäule vorgenommen werden. Oft kann durch den kurzzeitigen Einsatz von schmerz- und entzündungshemmenden oder muskelentspannenden Medikamenten, sowie Physiotherapie, physikalischen Massnahmen (Wärme, Kälte, Strom) Linderung erfolgen. Regelmässig richtig betriebener Sport und Vermeidung von Übergewicht können vorbeugend wirksam sein.

Kaufunktionsstörungen, beispielsweise aufgrund von nicht genau aufeinander passenden Oberflächen der Mahlzähne sind primär eine Domäne der Kiefer- und Gesichtschirurgie. Sie können aber u.a. durch Beeinträchtigung des Kiefergelenks und Verspannungen der Kaumuskulatur zu Schmerzen im gesamten Kopfbereich führen. Da ein Teil der Kaumuskulatur auch im Schläfenbereich ansetzt und die Balance der Muskeln im Kopf-, Gesichts- und Nackenbereich gestört werden, kann es hierbei auch zu schmerzhaften Verspannungen im Hinterhauptsbereich oder dumpfen, den ganzen Kopf betreffenden Schmerzen kommen.

Auch im Rahmen anderer neurologischer und psychischer Erkrankungen kann eine erhöhte Muskelspannung im Kiefergelenksbereich teils mit dem Leitsymptom des Zähneknirschens auftreten. In Zusammenarbeit der Fachrichtungen muss dann die Ursache ermittelt werden, deren Therapie von mechanischen Massnahmen wie einer Beißschiene, über Botox bis hin zu psychotherapuetischer Behandlung reichen kann.